Meldung vom 11.11.2019

Zoos in Stralsund und Berlin und jetzt Chemnitz wollen seltene Rinderrasse retten

Bisher engagieren sich Stralsund und Berlin, um eine extrem seltene Rinderrasse zu retten - das Kaukasische Zwergzebu. Jetzt hat sich der Tierpark Chemnitz dazu entschlossen, die seltene Rinderrasse wieder in seinen Bestand aufzunehmen.

Dafür sind in diesen Tagen ein Bulle und zwei Kühe von Stralsund nach Chemnitz gereist. "Damit steigen die Chancen, die Rasse als wertvolles lebendiges Kulturgut auf Dauer zu erhalten.", freut sich der Stralsunder Zoodirektor Dr. Christoph Langner über den Dritten im Bunde.

Erhalt bedrohter Arten
Der Stralsunder Zoo gehört zu den Einrichtungen, die sich die langfristigen Erhalt bedrohter Arten auf die Fahnen geschrieben haben. Dazu gehören solche Wildtierrassen wie die Chinesischen Leoparden oder der Syrische Braunbär, dazu gehören Haustierrassen wie die Weißen Barockesel, das rauhwollige Pommersche Landschaf oder eben das Kaukasische Zwergzebu.

In Stralsund ab 1964
Wann und warum in der Zuchtgeschichte der namensgebende Buckel herausgezüchtet wurde, ist in der Fachwelt strittig. Vermutlich Anfang der 1960-er Jahre kamen einige Tiere dieser Rasse in die Tierparks von Erfurt und Berlin. Nachzuchttiere gelangten dann in verschiedene tiergärtnerischen Einrichtungen der DDR.
Nach Stralsund kam das erste Paar Kaukasische Zwergzebus im Jahr 1964. Seitdem werden die Tiere ununterbrochen im Zoo Stralsund gezüchtet.
Nach 1990 lief die Haltung der Rasse in fast allen Zoos aus. Auch die Tierparks in Chemnitz und Gotha gaben 1991 die Haltung der Tiere auf. Die letzten Tiere aus diesen beiden Zoos wurden vom Zoo Stralsund übernommen. Im Lauf der Jahre wurde die Rasse - vermutlich europaweit - nur noch im Zoo Stralsund gehalten. Darüber, ob es im Ursprungsgebiet noch Restbestände gibt, sind keine verlässlichen Informationen erhältlich.
Um die Zuchtbasis zu erweitern, wurden 2009 vier Zuchttiere an den Tierpark Berlin abgegeben. In Berlin werden die Tiere so gut wie in Stralsund gezüchtet, so dass inzwischen Tiere aus den beiden Linien ausgetauscht werden konnten.

INFO Zwergzebu
Die Zebus stammen ursprünglich vom Auerochsen ab. Die meisten der in Europa gehaltenen Tiere stammen ursprünglich aus Sri Lanka. Mit dem Kaukasus erreicht es die nördliche Verbreitungsgrenze der sogenannten Buckelrinder. Die Tiere sind relativ groß, sehr temperamentvoll und sie sind extrem selten.
Der Name Zebu leitet sich vom tibetischen Wort für Buckel ab. Mit dem namensgebenden Buckel unterscheiden sich Zwergzebus deutlich von den in Europa gehaltenen Rinderrassen. Der Buckel, welcher vornehmlich aus verschiedenen Muskeln und weniger aus Fettgewebe besteht, ist bei den männlichen Tieren stärker ausgeprägt. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist stark ausgebildete Wamme am Hals der Zwergzebus.