Stralsunder Depot mit weiterem Schatz
Stadtarchiv übernimmt mit historischem Pfarrarchiv von St. Marien ein wichtiges Stück Stadtgeschichte
Die Hansestadt Stralsund hat den rund 2.000 Akten umfassenden Bestand des Pfarrarchives zur Aufbewahrung übernommen. Einen entsprechenden Vertrag haben Oberbürgermeister Alexander Badrow und Pastor Christoph Lehnert als Vorsitzender des Kirchengemeinderates von St. Marien unterzeichnet.
Oberbürgermeister Alexander Badrow freut sich, dass die Gemeinde von St. Marien ihren wertvollen historischen Aktenschatz der Stadt anvertraut. Die Hansestadt hat mit ihrem hochmodernen Zentraldepot den idealen Ort für die Aufbewahrung Jahrhunderte alter Dokumente geschaffen. Dafür hat die Hansestadt 4,8 Mio. Euro in den Umbau einer NVA-Nachrichtenzentrale investiert. Seit der Eröffnung im Mai 2018 haben Archivalien und Bücher des Stadtarchivs sowie große Teile der Sammlungsbestände des STRALSUND MUSEUM dort unter optimalen Bedingungen eine neue Heimat gefunden.
Seit 2004 hatte der Kirchengemeinderat nach einer guten Lösung für die fachgerechte Aufbewahrung der historischen Akten gesucht – die ältesten stammen aus dem 17. Jahrhundert. Und obwohl St. Marien eine der größten Kirchen weit und breit ist, so Pastor Christoph Lehnert, hat sich innerhalb der Kirchenmauern nirgendwo ein Platz für das Archiv gefunden. An den Akten hatten sich sogar schon Mäuse gütlich getan. Lehnert sagt, er sei sehr froh, das Archivgut nun in guten Händen zu wissen.
Die rund 2.000 Akten werden im Depot des Stadtarchivs eingelagert. Sie stehen damit auch der Forschung zur Verfügung. In dem Konvolut finden sich z.B. Aufzeichnungen über soziale Einrichtungen am sogenannten Roten Meer, sagt Archivleiter Dirk Schleinert. Damit wurde der westliche Abschnitt der Marienstraße ab Einmündung Bleistraße bezeichnet. Dort hatten viele Stiftungen ihren Sitz, wie etwa die Gasthaus-Stiftung, Vorläuferin des ersten Krankenhauses in Stralsund. Das Stadtarchiv Stralsund bewahrt bereits seit ca. 20 Jahren das Pfarrarchiv von St. Jakobi auf und seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Urkunden aller drei Pfarrarchive. Für Schleinert ist die Übernahme des Pfarrarchivs von St. Marien eine wichtige Ergänzung der sich schon im Stadtarchiv befindenden Akten. Denn, so Schleinert, die Kirchen spielten eine kaum zu überschätzende Rolle im städtischen Leben. Bis ins 18. Jahrhundert waren sie fast die einzigen Orte, in denen man sich ständeübergreifend versammeln konnte, wo also arme Tagelöhner auf reiche Kaufleute trafen und zusammen den Gottesdienst besuchten.
Das Stadtarchiv Stralsund bewahrt bis dato rund 80.000 Akten in ca. 25.000 Kartons auf. Würde man diese Kartons übereinander stapeln, käme man auf eine Höhe von 2,5 km – also fast so hoch wie die Zugspitze, der höchste Berg Deutschlands.